Gedanken zu den Stichworten Computerisierung, Arbeit, Arbeitslosigkeit

Letzte Aktualisierungen Jan. 2018

Die Zukunft der Arbeit in einer voll-automatisierten Welt

Hier erst mal einige Thesen die meine Sicht auf unsere mehr oder weniger voll-automatisierte Zukunft beschreiben:

    (Bezahlte, festangestellte) Arbeit wird (zumindest in Westeuropa und den USA) mittelfristig immer knapper werden. Dieser Trend wird sich nicht wirklich ändern, egal wie die Wirtschaft sich entwickelt - Wirtschaftswachstum ist NICHT die Lösung dieser Herausforderung. Gründe sind z.B.
    Immer stärkere Automatisierung aller Tätigkeiten (für den Bereich der Industrie-Produktion siehe Stichwort Industrie 4.0). Studien rechnen für Deutschland mit 430 000 neuen Jobs, aber dem Verlust von 490 000 Jobs durch Industrie 4.0. Aber auch für die Landwirtschaft gibt es ähnliche Entwicklungen.

    Nach der weitgehend abgeschlossenen Automatisierung der einfachen manuellen Tätigkeiten ermöglichen die Fortschritte im Bereich Artificial Intelligence (AI) nun immer mehr das Automatisieren von Management-Funktionen und (einfacher) Management-Entscheidungen.
    Dazu gehört z.B. Produktionssteuerung in komplexen Produktionsstraßen direkt von der Bestellung des Kunden aus,

    die Entscheidung aber das Nachbestellen von verkauften Artikeln unter Berücksichtigung von Lagerbestand und durch Computer prognostizierter Kundennachfrage,

    die Preisgestaltung von Buchungen im Hotel und für Flüge (die von Yield Management längst abgelöst sind) und viele ähnliche Managementfunktionen. - Siehe weiter hinten darüber, welche Jobs evt. auch in Zukunft noch benötigt werden könnten
    Immer stärkere Nutzung von Selbstbedienung:
    an der Tankstelle fing es an,

    dann kamen Bankomaten statt Bankschalter, Kontoauszugsdrucker, Internetbanking,

    Einkauf über Webseiten statt im Laden,

    das weitgehende Ersetzen von Reisebüros durch Selbstbuchen von Flügen und Hotels,

    Selbst-Checkin im Flughafen,

    Supermarktkunden werden ihre Waren selbst scannen,

    autonome Taxis brauchen keine Fahrer mehr,

    Technologien wie Siri, Google Now, Cortana und andere "personal assistants" werden selbst Call-Center zu einem Teil automatisieren,

    an Robotern für die Alten-Betreuung wird gearbeitet,
    . . .
    Konzepte wie eBay, Airbnb und Uber sind erst der Beginn einer Entwicklung bei der durch sog. "Sharing" Konzepte Wirtschaftszweige wie Handel, Hotel und Taxis durch nicht-professionelle Leistungserbringung bedrängt werden.

    Diese Konzepte lassen sich ausbauen: Paket-Zusteller sind bereits meist nicht mehr fest angestellt, warum z.B. nicht die immer stärker wachsenden Internetbestellungen durch Privatleute zustellen lassen
  • Da wo möglich: Verlagerung vieler arbeitsintensiven und nicht-automatisierbaren Produktionen in Billiglohnländer, die aber wie z.B. China, mittlerweile auch heftig automatisieren - Hier ein Bericht aus Shenzen.

    Aber auch im nicht-produzierenden, nicht-automatisierbaren Bereich lassen sich einfachere und überschaubare Gehirnleistungen in Billiglohnländer verlagern, der Mechanical Turk von Amazon ist nur 1 Bespiel, Crowdsourcing ist das Konzept dahinter.

  • Das heißt, die Politikerversprechen auf mehr Arbeitsplätze können nicht wirklich eingelöst werden. Auch ein Wirtschaftsaufschwung würde das nicht leisten können (sofern er trotz endlicher Resourcen überhaupt auf die Dauer möglich ist - das wird von einigen Wirtschaftwissenschaftler bezweifelt, z.B. Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum – Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt).
  • Die Idee des Roboters wurde entwickelt, um Menschen von der Fron der Arbeit zu befreien. Jetzt beginnen wir langsam die Früchte dieser Entwicklung zu sehen (eine US-Studie erwartet den Verlust von 47% aller US-Jobs), und jetzt wissen wir als Gesellschaft nicht, wie wir mit der neuen Situation der verschwindenden Arbeit umgehen.

    Bereits 1930 hat der Ökonom John Maynard Keynes vorausgesehen, dass die Technologie es ermöglichen würde, dass jeder nur 15 Stunden pro Woche arbeiten würde, der Rest wäre Freizeit. Dies würde aber voraussetzen, dass die verbliebene Arbeit gleichmäßig und gerecht verteilt wird. Nach den bisherigen Diskussionen über Arbeitszeitreduzierung zur Schaffung von Arbeitsplätzen sieht das nicht so aus, weil das nur richtig gut funktionieren würde, wenn es erstens weltweit durchgeführt würde und alle Menschen die ausreichende Qualifikation für die verbliebenen Jobs hätten, z.B. als Programmierer für die Automaten. Aber solange Deutschland mit seiner sowieso hohen Produktivität und Automatisierung nicht voranschreitet bei einer drastischen Reduzierung der Arbeitszeiten kann es sich kein anderes Land leisten, mit so etwas vorzupreschen.
  • Ein wachsender Anteil der Bevölkerung rutscht auch bei uns in Richtung "working poor" (Erwerbsarmut) ab (Zitat Wikipedia: "In den alten Bundesländern arbeitete im Herbst 2004 etwa ein Drittel aller abhängigvollzeitlich Beschäftigten sowohl in Niedrig- als auch in Armutslohnbereichen.")
    Diese sind Personen, die zwar Arbeiten (oft sogar Vollzeit) verdienen aber nicht genug um davon gut leben und ihren Kindern eine gute Ausbildung finanzieren zu können. Nach den Rentenprojektionen wird ab 2030 ein sehr großer Teil der Rentenempfänger zusätzliche Zahlungen wie Grundsicherung benötigen
  • Andererseits ernährt die Gesellschaft im nördlicheren Westeuropa alle ihre Bürger (bis auf wenige Ausnahmen) auf irgendwelchen Wegen (Arbeitslosengeld, Arbeitslosenunterstützung, Sozialhilfe, Grundsicherung, bedarfsorientierte Mindestsicherung, Harz IV, notfalls Betteln, etc.). D.h. nur wenige Menschen verhungern bei uns im nördlicheren Westeuropa und die allermeisten haben sogar eine gewisse Grund-Gesundheitsversorgung (im Gegensatz z.B. zu den USA)

  • Diese Zahlungen sind aber zum Teil extrem ungerecht, speziell für Frauen, die aus unterschiedlichen Gründen zum Teil extrem niedrige Renten bekommen. Oft liegt der Rentenanspruch unter dem Existenzminimum und muss durch Sozialhilfe und Grundsicherung aufgebessert werden. Durch das Schwinden der Arbeiter- und Angestelltenverhältnisse (siehe Scheinselbständigkeit, Airbnb, Uber, eBay, etc.) wird die Zahl der Personen ohne ausreichende Rente immer weiter steigen
  • Auf psychischer Ebene brauchen die meisten Menschen die Bestätigung durch (sinnvolle) Arbeit (heute immer noch meist in der Form von bezahlter Arbeit) für ihre psychische Gesundheit, zur Schaffung von Lebenssinn und Lebenszweck. Es gibt aber auch Menschen, die diese Bestätigung nicht brauchen, da sie Lebenssinn und Lebenszweck aus anderer Quelle beziehen. Diese Menschen könnten den Arbeitsmarkt entlasten, indem ihnen ermöglicht wird, auch ohne Arbeit ein bescheidenes Auskommen zu finden. Das ist zwar faktisch heute bereits zum Teil so, aber diese Menschen müssen pro-forma regelmäßig zum Arbeitsamt kommen und dort so tun, als ob sie Arbeit suchen würden
  • Das Nicht-Arbeiten ist heute immer noch weitgehend stigmatisiert ("wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen!", "wieso bekommt der Geld vom Staat, der hat ja noch gar nichts geleistet!")

    Unsere Gesellschaft kann aber in Zukunft immer weniger Mitbürgern die Möglichkeit bieten, entgeltlich im Rahmen eines festen Arbeitsvertrags zu arbeiten.

    Wie soll ein junger Mensch etwas leisten, wenn für seine Qualifikation kein Arbeitsplatz zur Verfügung steht. Bzw. wenn auf Grund der im ersten Punkt beschriebenen Entwicklungen selbst dann nicht genügend bezahlte Jobs da wären, wenn alle Bürger eine abgeschlossene Ausbildung oder Lehre absolviert hätten?
  • Es gibt ja beliebig viel Arbeit (Pflege und bessere Betreuung bedürftiger Menschen (z.B. auch Hilfe bei den Hausaufgaben für alle Kinder die im Unterricht nicht genügend mitbekommen), die Umwelt "aufräumen", Hilfe für , aber für diese Tätigkeiten gibt es kein Geld (karitative Arbeiten, Betreuung von Kindern, alten Leuten, Umwelt-Aufräumarbeiten).

    Unentgeltliche Tätigkeiten gelten aber in unserer Gesellschaft (noch) nicht so viel wie Arbeit. Selbstwert wird in vielen Fällen erst dann aus Arbeit gezogen, wenn eine Arbeit auch entlohnt wird und zwar möglichst hoch. Mehr zu Lösungsideen weiter unten: Lösungsvorschlag bedingungsloses Grundeinkommen.
  • Auf jeden Fall sehe ich eine recht strikte Trennung in der Gesellschaft auf uns zu kommen. Es wird auf jeden Fall eine kleine Gruppe von sehr oder ziemlich reichen geben. Das sind einmal die Personen, die genügend Kapitelerträge haben um nicht auf Erwerbsarbeit angewiesen zu sein.

    Zum zweiten sind es die verbliebenen höheren Manager, aber auch einige der Gründer von Technologie-Start-Ups, deren Idee (aus irgendeinem Grund von den Nutzern aufgenommen wurde) und die von den wenigen IT-Großfirmen im Bereich Cloud und Social Networking (derzeit Google, Facebook, Apple, Microsoft, IBM, aber die Liste kann und wird sich auch ändern) aufgekauft werden und vom Ertrag gut Leben können. Dann noch die Entwickler, die für die großen (und auch die kleinen spezialisierten) IT-Firmen und Softwarehäuser arbeiten. Dazu noch die Beamten, die den Staat und die Bürger verwalten.

    Die große Masse wird entweder auf ein Grundeinkommen angewiesen sind oder sich mit (schein-)selbständigen Jobs wie Uber durchschlagen (ohne die Chance einer ernsthaften Rentenversicherung zu haben). Einige werden in Handwerks-Nischen gut überleben können, in denen handproduzierte Luxus-Artikel oder Bio-Waren hergestellt werden. Denn es ist zu erwarten, dass bei den Reichen der Erwerb von manuellen Produkten zu einem Status-Symbol werden wird.

    Ebenso ist zu erwarten, dass das Schulsystem sich dieser gesellschaftlichen Aufsplittung noch stärker anpassen wird: Ausbildung in Richtung auf die wenigen noch verbliebenen hochbezahlten Jobs wird teuer sein, für die meisten wird eine Grundausbildung vermutlich ausreichen müssen, Lehrlinge werden nicht mehr benötigt, wenn wir alle Jobs für Arbeiter wegrationalisiert haben.

    Das gleiche trifft natürlich für das Gesundheitssystem zu: die derzeit in Entwicklung befindliche "personalisierte Medizin" wird von den Krankenkassen nicht für alle leistbar sein. Die USA zeigen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass alle Bürger zugang zu einer Grundversorgung im Gesundheitsbereich haben, selbst diese Erungeschaft wird zu verteidigen sein.

 

 

 

 

Das Problem der schwindenden (bezahlten) Arbeit durch Computer und Roboter

Die Geschichte von Produktivitätsumbrüchen

Die 3 weiter unten verlinkten Artikel haben zwar eigentlich sehr unterschiedliche Themen, aber behandeln alle letztendlich die Problematik, dass sich unsere Wirtschaft in einem dramatischen Umbruch befindet, den die meisten unserer Politiker nicht mal im Ansatz erkannt haben.

Der erste in den 3 Artikeln erwähnte Umbruch, der mit der heutigen Entwicklung vergleichbare ist, fand in der Landwirtschaft statt, die ab 19. Jahrhundert sehr große Produktivitätsschübe zu verkraften hatte. So waren damals in den USA 70% der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt, heute sind es 2%. Gleichzeitig begann auch die erste Automatisierung, dramatisch aufgezeigt bei den Webern und ihren Aufständen. Die automatischen Webstühle machten sie in Massen arbeitslos.

In der 2. Hälfte des 19. Jhdt. wurden die künstlichen Farbstoffe entwickelt und Industriegiganten wie Bayer und BASF entstanden rund um die Farbenproduktion. Der gesamte Erwerbstätigkeit rund um die natürlichen Farbstoffe mit ihren hohen Kosten (z.B. für Purpur) brach zusammen.

Dies war ein großes persönliches Problem für die Betroffenen, aber die Gesellschaft und die Ökonomie war in der Lage, innerhalb von einigen Jahrzehnten die nächsten Generationen in die neuen industriellen Prozesse einzugliedern. Zuerst mit extrem großen sozialen Härten, aber letztendlich mit mehr Schulbildung und staatlicher Absicherung als vorher in der Landwirtschaft oder anderen durch die Automatisierung abgeschafften Berufen.

Immer wieder haben in den folgenden Jahrhunderten neue Erfindungen die alten und damit auch die mit ihnen verbundenen Berufe obsolet gemacht. Die Autos haben die Pferde verdrängt. Elektromotoren haben in den Industriebetrieben die Dampfmaschinen verdrängt. Das Telefon hat die Telegraphie ersetzt. Zumeist waren diese Verdrängungen mit der Arbeitslosigkeit derer Verbunden, die beruflich dafür ausgebildet waren. Und jeweils haben deren Kinder die neuen Technologien erlernt und letztendlich ist die in keinem Fall, trotz extremer Effizienz-Steigerungen, die Arbeitslosigkeit, über Jahrzehnte gemittelt, konstant geblieben.

In meiner Generation haben die Computer diese Effizienzsteigerung übernommen. Zuerst von allen Angestellten extrem argwöhnisch beäugt, von der Gewerkschaften in der zeitlichen Nutzung eingeschränkt haben sie seit den 70igern und 80igern (speziell seit Einführung der PCs) die einfachen Bürotätigkeiten (wie das Erstellen von Texten, aber auch Buchhaltungsarbeiten) dramatisch verändert. Viele haben versucht, in Frührente zu gehen. Auch damals war nicht klar, wohin dieser Produktivitätsschub führen würde, aber in den 90igern "starben" die Abteilungssekretärinnen aus (die für alle Kollegen der Abteilung die handschriftlichen Texte in die Schreibmaschine, dann später die PCs tippten. Jeder außer dem Boss erledigte seine Tipparbeiten selbst, speziell seit dem Siegeszug des Emails und dem fast völligen Verschwinden des Memos.

Auch in den 90igern war nicht klar, wie es in Zukunft genug Jobs geben würde, die paar Web-Programmierer, die neu auf den Arbeitsmarkt kamen, konnten die große Zahl der nicht mehr nötigen Sekretärinnen nicht ersetzen. Aber trotzdem blieb die Arbeitslosigkeit mehr oder weniger im Rahmen (auf jeden Fall gab es keine exponentielle Entwicklung, wie man bei der rasanten Zerstörung der überkommenen Berufe hätte erwarten können).

Das einzige was ganz klar ist, ist dass wir keine Ahnung haben, wohin uns die Technologieentwicklung hinführen wird. Ca. 1995, das Internet erhielt durch die neuen Browser wie Netscape Navigator einen ungeheuren Schub, rätselten die Verantwortlichen der Medienbranche, wer denn die vielen Inhalte für das World Wide Web alle erstellen würde. Sony und andere Technologiefirmen kauften sich in Holywood ein, das war die Idee: wenn jemand weiß, wie man die Massen unterhält, dann Holywood.

Ganz falsch: Ziemlich bald nach der Jahrtausendwende begannen die Internetnutzer, Inhalte selbst zu produzieren. Zuerst zaghaft nur Nutzer die viel sagen wollten und dies in der Form von Blogs, Wikipedia und ähnlichen Bewegungen taten, bereits ab 2002 kamen die social networks wie friendster, myspace und bald auch facebook auf und jetzt ist die Mehrheit der Bevölkerung damit beschäftigt, Inhalte für das World Wide Web zu erstellen. Die Smartphones haben dann den gleichen Effekt für das Erstellen von Bild- und Videomaterial gehabt, so wie die Digitalkameras gestandene Firmen wie Kodak zerstört haben und damit viele Jobs in der Fotoindustrie.

Wieder werden ganze Berufszweige von der Arbeitslosigkeit bedroht: Berufsfotografen stönen darüber, dass ihnen die Amateure auf Flickr die Preise kaputt machen. Die Musik- und Filmindustrie ist durch die Tatsache bedroht, dass das Verbreiten von Musik und Filmen früher eine kostenintensive Aktivität war, jetzt gehen die Kosten für die Verbreitung der digitalen Inhalte gegen Null, egal ob die Inhalte legitim sind oder Raubkopien. Diese beiden Industrien wehren sich durch Prozesse und von ihnen initierte Gesetze zum Schutz von intellectual property (IP, siehe Artikel IP in a World Without Scarcity). Außerdem sind sie bedroht dadurch, dass auch die Herstellungskosten immer mehr gegen Null gehen (nicht für Blockbuster-Produktionen, aber mit modernen Technologien können professionelle Filme und Musik auch im Wohnzimmer und Keller produziert werden.

Selbst Bereiche wie Erziehung, die derzeit noch extrem personal-intensiv sind, werden automatisiert werden, so wie dies ja bei der Universitätsausbildung mit Massen-Fernlehrkursen bereits beginnt. Alle großen amerikanischen Universitäten bieten bereits (sehr oft kostenlose) Fernkurse im Internet an.

Auch Management- und Entscheider-Positionen werden durch Big Data Algorithmen ersetzt werden. Es wird nur wenige Verwaltungsbereiche geben, in denen Menschen nicht durch clevere Algorithmen ersetzt werden können. Der Artikel: Coming to an office near you sagt: "One recent study by academics at Oxford University suggests that 47% of today’s jobs could be automated in the next two decades."

Ähnliche Umwälzungen sind auch durch weitere Technologien zu erwarten, z.B. der 3D-Druck. Wenn Tschibo 3D-Drucker anbietet, so ist die Technologie beim Mainstream angekommen. Und die CAD-Dateien die man für das Drucken von Ersatzteilen braucht sind genauso als Raubkopie verfügbar wie Musik und Filme. Vermutlich wird wieder eine Industrie versuchen, ihre Patentansprüche und Markenschutz juristisch durchzusetzen, aber letztendlich kann es gut sein, dass sich viele Produktionsjobs aus den Fabriken entweder in die Privatwohnungen oder in Copyshops an der Straßenecke verlagern. Große Teile der Industrie werden überflüssig werden.

Der Artikel geht noch einen Schritt weiter: Derzeit sind die käuflichen Roboter noch spezialisierte Geräte, sie mähen den Rasen oder sie saugen Staub. In nicht zu naher Zukunft werden aber generische Roboterplatformen zur Verfügung stehen, für die dann eine Open Source Community ähnlich viele Programme erstellen wird, wie jetzt Smartphone Apps entwickelt werden. Zuerst werden diese Open-Source-based Robots im privaten Bereich eingesetzt werdenn, aber dann bald auch in den Resten der noch verbliebenen Produktionsindustrie, z.B. Autos, Flugzeuge und andere Güter, die für die Home-3D-Drucker nicht geeignet sind. Auch das wird Industrien vernichten und zwar in diesem Fall Industrien, die wir derzeit noch gar nicht haben.

Der Artikel führt das auch noch weiter in das Gebiet der synthetischen Biologie. Gensequenzer werden immer erschwinglicher und DNA-Baupläne werden bald genauso zur Verfügung stehen wie die CAD-Zeichnungen für die 3D-Drucker. Was das für Jobs sein werden, die danach entstehen wenn diese Umwälzung passiert ist, kann noch niemand vorhersagen - wir können nur hoffen, dass es sich irgendwie ausgeht, auch wenn die Produktion der Sachen die wir brauchen, z.B. die Lebensmittel, immer mehr automatisiert und rationalisiert werden wird.

Einen guten Überblick über die Arbeiten die mehr oder weniger gut (und bald) durch Computer und Roboter ersetzt werden können gibt Why AI could destroy more jobs than it creates, and how to save them.

Dieser Artikel beschreibt ein Buch von Erik Brynjolfsson The Second Machine Age und stellt ebenfalls dar, dass die Verdrängung der Jobs durch Computerisierung und Roboter nicht aufzuhalten sein wird und dass auch Bürojobs nicht geschützt sind. Auch er berichtet, dass in den früheren Verdrängungen ähnlicher Art in der 1. Industrialisierung etc. früher oder später wieder Jobs für (fast) alle entstanden sind. Aber er betont:

    "There's no economic law that says 'You will always create enough jobs or the balance will always be even', it's possible for a technology to dramatically favour one group and to hurt another group, and the net of that might be that you have fewer jobs," said Brynjolfsson.

Interessant ist, dass Brynjolfsson versucht, herauszuarbeiten, welche Jobs die besten Aussichten auf einen Erhalt in der Zukunft haben. Interessanterweise sind manuelle Tätigkeiten nicht zum Aussterben verurteilt. Moravec's Paradox sagt, dass viele Aktivitäten, die wir Menschen als leicht empfinden, für Computer/Roboter schwer sind und umgekehrt. D.h. Köche, Gärtner, handwerkliche Reparaturen z.B. im Haushalt, Zahnärzte, Pflegearbeit im Haushalt werden schwer zu automatisieren sein.

Ebenfalls relativ geschützt werden viele kreative Berufe sein, auch wenn sie stark durch Automatisierung bedrängt werden könnten. Ganz klar ist, dass "Interpersonal" Jobs, die die Anwesenheit von Menschen erfordern, z.B. in Heilberufen, aber auch high-end Verkauf mit hohem Beratungsanteil, Lehrer, Kindergärtner, etc. eine gute Chance haben.

 

 

 

 

Lösungsvorschlag bedingungsloses Grundeinkommen

Der Lösungsvorschlag eines bedingungslosen Grundeinkommens wird laut Wikipedia seit spätestens 1516 in der Literatur diskutiert. Zur aktuellen Diskussion schreibt Wikipedia: "Zu den in Deutschland diskutierten Modellen eines BGE gehören zum Beispiel das Solidarische Bürgergeld (Althaus-Modell), das Ulmer Modell oder das Modell der von Götz Werner gegründeten Initiative Unternimm die Zukunft. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt die auf Milton Friedman zurückgehende negative Einkommensteuer."

Das Grundeinkommen würde jedem Bürger zustehen, egal ob er oder sie jemals etwas gearbeitet hat und ob er oder sie willens ist, zu arbeiten. Dies ist nur durchzusetzen, wenn sich gleichzeitig das Verhältnis der Gesellschaft zu Arbeit und Nicht-Arbeit grundlegend ändert. Durch diesen Anspruch und die Verändung im Bewusstsein würde sich die Stigmatisierung der Nicht-Arbeit und der nicht-bezahlten Arbeit grundlegend verändern.

Wenn die Gesellschaft sich dazu durchringt, jedem eine Grundversorgung zur Verfügung zu stellen, so würde ich erwarten, dass der Wert von unentgeltlicher Arbeit, z.B. Kinderbetreung im privat organisierten Rahmen, steigt und zu einer wirklichen Alternative zur bezahlten Arbeit als Grundlage von Lebenssinn und Lebenszweck wird.

Natürlich wären jede Menge Detailfragen zu klären, z.B. ab wann bekommt ein Jugendlicher den Anspruch auf die Rente, bekommt er sie auch dann, wenn er noch bei den Eltern wohnt, was passiert, wenn jemand etwas dazu verdient (wenn der volle Betrag dann von der Grundrente abgezogen würde, so wäre das ja nicht ermutigend dahingehend, junge Leute zu ermutigen, doch bezahlte Tätigkeiten aufzunehmen).

Was ist mit dem Argument, dass dann ja niemand mehr arbeiten würde? Ich glaube, das Problem wird sich nicht stellen. Von der Grundrente könnten viele Bequemlichkeiten des Alltags, z.B. ein Auto, sicher nicht finanziert werden. D.h. es gäbe noch genügend Anreiz, einen gut bezahlten Job zu haben.

Woher käme das Geld für das Grundeinkommen? Wenn das Grundeinkommen in der Größenordnung der Sozialhilfe liegt, so würde sich für viele Bezieher nur eine Verschiebung ergeben. Neu wäre vor allem der automatische Anspruch ohne dass beim Sozialamt gebettelt werden muss und die Einstellung der Gesellschaft zu (bezahlter) Arbeit.

Anderseits gibt es durchaus berechtigte Kritik am Grundeinkommen als Lösung der Automationsproblematik: Thomas Piketty schreibt, ein universelles Grundeinkommen drücke "ein Konzept von sozialer Gerechtigkeit auf die billige Art aus". Es befasst sich nicht mit den wirklichen Themen, um die es bei der Automatisierung geht, etwa damit, wie Arbeit eine sinnvolle Beschäftigung für Menschen sein kann – als Quelle nicht nur von Einkommen, sondern auch von Identität und Würde -, und es lässt die strukturellen Ungleichheiten in der Gesellschaft im Großen und Ganzen unberührt. - (siehe Apokalypse jetzt: Sollen wir uns vor Robotern sorgen?.

Fazit mit Frage: Haben wir genügend "Faule", damit diejenigen, die die Arbeit für ihren Lebenssinn und Lebenszweck brauchen, auch weiterhin erfüllende Arbeit finden.

 

 

 

 

The Age of Failure - Permanenter Neuanfang als Weg zu Innovation

Der Artikel Welcome to the Failure Age! bringt noch einen anderen Umwälzungseffekt: Anfang des 20.Jahrhunderts entstanden die modernen Konzerne und wurden die Träger der Innovation. Die Konzerne waren diversifiziert, unterschiedliche Entwicklungsabteilungen innerhalb eines Konzerns forschten und entwickelten neue Produkte. Wegen der Diversifizierung war es für das Überleben des Konzerns nicht wichtig, dass alle Forschungen zum Erfolg führten, es reichte wenn einige neue Produkte entstanden. D.h. das Risiko dass die Forschungen zu keinem Erfolg führen oder das Ergebnis vom Markt nicht angenommen wird, wurde durch die Größe des Konzerns aufgefangen. Außerdem wurden fast alle Konzerne zu Aktiengesellschaften und damit verlagerte sich das Risiko auf den Rücken von vielen vielen Aktionären. Berühmte Forschungskonzerne waren z.B. im amerikanischen Raum Bell Labs, DuPont, 3M und Xerox, die viele Technologien entwickelten die es zum durchbruch geschafft haben, aber noch mehr, die niemand brauchte.

Das ist heute ganz anders: große Konzerne können mit der Innovationsgeschwindigkeit der Start-Ups kaum noch mithalten. Zuerst hat sich das in der Computerbranche gezeigt: Schon seit den 60iger Jahren wurden sie z.B. durch Startups wie DEC bedrängt, das beschleunigte sind dann in den 70igern durch Gründungen wie Microsoft und Apple und unzählige andere Unternehmen die heute nicht mehr existieren. Heute haben wir ähnliche Effekte in anderen Technologien auch, z.B. Biotechnologien, aber auch ökologie-orientierte Branchen wie Solarzellen und Windräder.

D.h. die Innovationen und die damit verbundenen Risiken verlagern sich aus den großen Konzernen mit ihren Aktionären zu den kleinen Startups. Die meisten dieser Firmengründungen gehen sang- und klanglos nach einigen Jahr mit viel Einsatz (Arbeitskraft und Geld) Pleite, einige ganz wenige werden unfassbar reich weil sie mit viel Glück und etwas Geschick einen Markt gefunden oder erst geschaffen haben. Das Risiko trägt weitgehend der Einzelne und seine Familie, bzw. in den USA und auch in Europa immer öfter ein sog. Venture-Kapitalgeber.

Eine der Stärke von Konzernen war es, Kommunikation zu kanalisieren und Synergien herzustellen. Das kann aber heute das Internet auch. Das ist der Grund, warum kleine Startups es mit den Forschungsabteilungen der Konzerne oft aufnehmen können: den Startups steht das geballte Wissen der Internet-communities zur Verfügung und Synergien können bei Bedarf und dynamisch aufgebaut werden.

Für den Betroffenen bestehen also mehrere Risiken: wenn er mit einer bestehenden Technologie arbeitet, so hat er eine gute chance durch eine neuere Technologie abgelöst zu werden (so wie das internet noch viele Erwerbszweige in Bedrängnis bringen wird, siehe Uber und die Taxis, Airbnb und die Hotels, Reisewebsite und die Reisebüros, ....). Oder er/sie versucht bei der Entwicklung der Nachfolgetechnologie dabei zu sein und hat eine mindestens gleich hohe Chance, arbeitslos zu werden.

Das heißt, der Einzelne kann auf keinen Fall damit rechnen, dass er bis zum Ende seines Lebens das tun wird, für das seine erste Ausbildung ihn vorbereitet hat. Es wird für alle immmer wieder Perioden der Arbeitslosigkeit und des Umlernens auf neue Tätigkeiten geben müssen. Wichtig ist für die Gesellschaft, dass es ein soziales Netz gibt, dass dies ohne Zusammenbruch der Familien leisten kann und das soziale Gleichgewicht der Einkommensunterschiede nicht noch weiter aus dem Lot gerät.

Wie es scheint, haben die Politiker noch nirgendwo die wirkliche Lage erkannt. Alle reden von der Notwendigkeit des Wirtschaftswachstums und alles würde gut werden. Das ist aber nicht sehr wahrscheinlich. Erstens spricht dagegen die Endlichkeit unserer Resourcen, zum anderen aber sagt der Artikel über intellectual properties, dass ein Zeitpunkt kommen könnte, wo auf Grund der neuen Technologien, z.B. Roboter und Biotechnologien, die Zeit die Herstellungskosten vieler Güter weiter fallen werden. Das Minimum sind die rohen Materialkosten plus die Energiekosten. Ob sich damit je ein Wachstum ausgehen wird, bleibt offen.

 

 

 

 

Gedanken zu den Anforderungen der Personalchefs

Der Standard, Wien, berichtet am 29.12.2006 zum Thema "Immer mehr Arbeitslose gründen eigene Unternehmen"

    Im Vorjahr haben rund 4000 Jobsuchende den Weg ins "Einzelkämpfertum" gewagt. Insgesamt wurden in der Vergangenheit mehr als 26.000 Arbeitslose mit einem seit acht Jahren bestehenden AMS-Gründerprogramm selbstständig, darunter überproportional viele Arbeitslose über 45 Jahre, deren Vermittlung oft als chancenlos gilt. ... Der Arbeitsmarktservice Österreich (AMS) verzeichnet man derzeit außerdem einen überdurchschnittlich großen Anstieg der Gründungen durch Ältere, die auch als Best- und oft Überqualifizierte bei der Jobsuche überproportional chancenlos sind.

Grafik stellt die Anforderungen an Personalchefs dar, z.B. mehr besser qualifizierte Mitarbeiter zu finden und die besser zu motivieren und zu halten, siehe text neben dem artikel
Aberdeen Group, Employee Performance Management

Irgendwie ist das schon eigenartig, wenn ich dann gleichzeitig in einer Studie der Aberdeen Group "The Employee Performance Management Benchmark Report" lese, dass die größten Sorgen der Personalchefs (und die "drivers" für die Einführung solcher EPM-Systeme [Employee Performance Management]) sind:

  • die Verbesserung der Möglichkeiten, hoch-qualifizierte Mitarbeiter für das Unternehmen zu gewinnen

  • die Zufriedenheit und Treue der Kunden zu verbessern

  • nicht in der Lage zu sein, Mitarbeiter für Management-Positionen zu finden

  • für die Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit die Leistung pro Mitarbeiter zu steigern

  • den Verlust qualifizierter Mitarbeiter zu verhindern

Wie kann das sein, dass die Personalchefs keine hoch-qualifizierten Mitarbeiter finden, und die hoch-qualilfizierten keinen Job?

    Ebenfalls im Standard, 30.12.: "Im alten Jahr sind die großen Themen und die Paradoxien noch deutlicher geworden: Unternehmen finden nicht die Kompetenzen, die sie brauchen, weil sie oft jahrelang nur restrukturiert haben und neben Abbau der Aufbau beim Personal vergessen wurde. Tausende Facharbeiterstellen sind nicht zu besetzen. Das Problem ist ein europaweites. Gleichzeitig stehen Tausende auf der Straße, weil die Qualifizierung nicht mehr stimmt oder weil zwar eine "Mischung aus jungen Wilden und alten Hasen" als notwendig gilt, ab 45+ aber dann doch noch eher das Arbeitsmarktservice zuständig gemacht wurde."

Ich habe das Gefühl, dass die Anforderungen der Personalchefs immer höher werden. Sie suchen den "Wunder-Wuzzi", der alles kann und viel viel Erfahrung hat, aber er darf nicht mehr kosten, als jemand frisch nach der Ausbildung. Dass er nicht viel kosten darf liegt daran, dass viele Kunden nur noch nach dem billigsten Produkt auswählen, die "Geiz ist geil"-Mentalität. (Ich weiß natürlich selbst, dass bei sinkenden Realeinkommen der Wunsch nach einem billigen Schnäppchen sehr verständlich ist, auch ich suche viele Artikel auf geizhals.at. Und damit haben wir das Ergebnis, dass der Personalchef mehr Leistung zu einem geringeren Preis einkaufen will, aber nicht kann).

Den Aspekt "Geiz ist geil" greift auch Christian Leeb im Artikel ganzheitliches Wirtschaften auf.

 

Hier ein Buch zum Thema, das recht interessant zu sein scheint (und das ich selbst leider noch nicht gelesen habe). Wolfgang Engler, Bürger, ohne Arbeit.